Freitag, 15. August 2014

Verlust und Gefangenschaft

Verlust

Gefangenschaft??? Oh mein Gott was ist denn da los? Ok, der Titel ist vielleicht etwas melodramatisch aber dennoch nicht gelogen. Gerade im letzten Post schrieb ich von den "Ups and Downs" des Reiselebens und gleich drauf folgte das vermeintlich nächste "Down". Irgendwo zwischen Trujillo und Utila ist mir meine Kreditkarte abhanden gekommen. Ob verloren oder gestohlen wird wohl nie geklärt werden.
Auf Utila wollte ich mich mit neuem Bargeld versorgen und musste feststellen das meine Langjährige, geliebte Reisebegleiterin, meine DKB Kreditkarte, nicht mehr bei mir ist. Nachdem ich, wie ein Nasenbär auf der Suche nach Ameisen, erfolglos meine kompletten Sachen durchforstet hatte, rief ich über Sykpe meine Bank an und lies die Karte sperren. Zum Glück war ich diesmal nicht allein unterwegs und konnte vorerst Geld von Sam leihen. 
Die nette Dame von der Hotline hatte mir erklärt das es für diese Fälle eine Notfallkarte gibt, welche in 48 Stunden weltweit zu erhalten ist. Da wir nur noch 3 Tage auf Utila blieben und ich diesem Versprechen nicht ganz traute, vor allem weil wir ja gerade auf einer Insel waren, entschied ich mit der Beantragung zu warten bis wir wieder in Mexico waren. Das nächste Ziel hieß wieder Tulum, wo wir bereits zu beginn unseres Aufenthalts in Zentral Amerika waren. 
Von Puerto Cortez in Honduras aus nahmen wir die Fähre nach
Dangriga, ein entspanntes Dörfchen in Belize. Es hätte mehr als nur eine Nacht verdient aber wie schon die ganze Zeit... 
hatten wir wieder mal keine Zeit. Also schnallten wir uns am nächsten Morgen gleich die Rucksäcke um und stellten uns an die Straße in Richtung Norden. Der Tag verlief relativ Ereignislos. Gegen Mittag waren wir in Belize City, nahmen diesmal einen Bus bis kurz hinter die mexikanische Grenze und trampten 
die Rest nach Tulum. Wo ich gerade gefangen bin.
Fährfahrt zurück nach Belize

 
Zitat aus einem meiner Lieblingsbücher:
"oh, the Places You´ll Go" von Dr. Seuss.
An einer Hauswand in Dangriga.

Gefangen in Tulum

Wir kamen zu später Stunde im Hostel an und Sam viel direkt, erschöpft ins Bett und schlief. Aufgrund der Zeitverschiebung nutze ich die Gelegenheit wieder die Hotline meiner Bank zu belästigen. Das war aber leichter gesagt als getan. Aufgrund der schlechten Internetverbindung hatte ich Probleme die Mitarbeiter am anderen Ende der Leitung zu verstehen oder das Gespräch brach ganz ab. Ich musste gefühlte 100 mal neu anrufen. Am Ende begrüßten mich die Mitarbeiter schon mit Namen. 
Die Bedingungen waren nun dass, innerhalb der nächsten 48 Stunden ein Kurier mir die Karte bringen würde, welche ich mit Reisepass in der Hand, in Person entgegen nehmen muss.
Als das ganze Prozedere endlich durch war, war es bereits weit nach Mitternacht und ich viel ins Bett und schlief.
Nach einer unruhigen Nachte wartete allerdings gleich der nächste Schock auf mich. Da während meiner Telefonate das Büro des Hostels geschlossen war und der Nachtwächter kein Englisch sprach suchte ich mir die Adresse im Internet heraus. Als ich nun der Mitarbeiterin meine Situation schilderte sah ich auf den Visitenkarten das die Adresse nicht mit denen auf der hauseigenen Website übereinstimmen. Sofort klemmte ich mich wieder an den Laptop und rief verzweifelt meine Freunde von der Hotline an. Der Auftrag war schon an die Kollegen in Amerika weiter gegeben. Also rief ich die dort an. Erklärte ihnen meine Situation, wurde durchgestellt, nur um gleich wieder dem nächsten Verbindungsabbruch zum Opfer zu fallen. Nun ging das gleiche Spiel von vorne los. Am Ende telefonierten wir über meine Deutsche Handynummer und ich konnte ihnen die neue Adresse geben. 
So, und da sitz ich nun. Gefangen. Seit zwei Tagen im Eingangsbereich des Hostels, den Reisepass in der Hand und kohlen unterm Hintern. Zucke jedes mal wenn jemand durch das kunstvoll verzierte Eingangstor kommt, in der Hoffnung ein gelbes DHL-shirt zu erblicken. Bei einem gut besuchtem Hostel wie diesem ist das die reinste Qual. 
Sam ist für zwei Tage in einen anderen Ort und hat mich vorher netterweise mit einer Tüte voll Gemüse und Obst ausgestattet. Nudeln und Reis werden hier kostenlos zur Verfügung gestellt. So ist zumindest für die nächsten Tage mein überleben gesichert. 

Was bleibt ist die Hoffnung. ;)

Sonntag, 10. August 2014

Ups and Downs des Reiselebens

Gerade sitze in einer Hängematte am Balkon der Tauchschule und lasse die letzte Woche Revue passieren. Es war ein Paradebeispiel dafür, wie das "Reiseleben" so spielt.
Bevor wir Copán Ruinas verließen, entschieden wir uns geschätzte 100 mal hin und her wo wir als nächstes hin sollten. Am Schluss viel die Entscheidung auf den See "Lago de Yojoa". Der größte See in Honduras an welchem es eine Brauerei gibt, die zusätzliche ein Hostel führt.

Lago de Yojoa

Wie üblich trampten wir die Strecke, die uns diesmal durch abgelegenere Regionen führte. Honduras ist das bergigste Land in Zentralamerika, daher fuhren wir hauptsächlich auf kurvigen Straßen in gemächlichen Tempo dahin. Es war perfekt um von den Ladefläche der Pick-Ups aus die endlos wirkende, grüne Berglandschaft zu bestaunen und sich den kühlenden Fahrtwind um die Nase wehen zu lassen.
Am Nachmittag kamen wir in der Brauerei namens D&D an, in welcher wir uns für 3 Nächte einquartierten. Es war ein sehr schöner Ort mit weit aus mehr Jungel als erwartet. Die einzige Möglichkeit den See zu erreichen war über einen der Flüsse von denen er gespeist wir. Zumindest wenn man eine längere Autofahrt vermeiden wollte.





Im Hostel trafen wir Callum wieder. Ein Neuseeländer den wir bereits eine Woche zuvor in Copán getroffen hatten. Abends schmiedeten wir bei ein paar Bier aus der hauseigenen Brauerei, neue Pläne für die kommenden Tage. DieEntscheidung viel auf Guanaja, eine karibische Insel etwa 100 km vor der Küste Honduras. Um dort hin zu gelangen mussten wir es schaffen in einem Tag bis nach Trujillo zu gelangen und hoffen das der Boots Kapitän, den Callum bei seinem letzten Besuch kennen gelernt hatte, am nächste Tag nach Guanaja fahren würde. Es war eine gewagte Aufgabe aber wir waren zuversichtlich.

Trujillo und fast Guanaja

Um 6 Uhr Morgens machten wir uns auf den Weg eines langen Tages. Obwohl wir zu dritt waren, war es weniger schwierig mitgenommen zu werden als erwartet. Das einzige was uns zu schaffen machte waren die Wetterbedingung. In den ersten Stunden nach Mittag war die Sonne wieder einmal erbarmungslos und selbst Lichtschutzfaktor 55 schütze uns nicht davor ordentlich verbrannt zu werden. Nach ein paar Stunden fuhren wir endlich unter einer geschlossener Wolkendecke, doch die angenehme Temperatur war nicht von dauer. Schon nach etwa einer halben Stunde befanden wir uns direkt unter einem heftigen Wärmegewitter. Zu dritt drängten wir uns unter Callums Poncho zusammen, um uns und unsere Sachen halbwegs trocken zu halten. Gott sei Dank war es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr all zu weit und kurz bevor wir ankamen hörte der Regen wieder auf.
In Trujillo begaben wir uns direkt in die Bar in der Callum unseren Käpten das letzte mal getroffen hatte. Leider war er nicht da aber der Barkeeper gab uns seine Handynummer und wir beschlossen ihn am nächsten Morgen an zu rufen. Erschöpft von unserem langen Tag quartierten wir uns in einem nahe gelegenen Hotel ein legten uns direkt schlafen.
Bei einem kleinen Frühstück am nächsten Morgen rief Sam den Käpten an. Zu unserem Bedauern lief er aber erst in drei Tagen wieder aus. Da Sam und ich einen relativ engen Zeitplan verfolgen bedeutete dies, dass wir es nicht nach Guanaja schaffen würden. Wir hatten die ganzen Strapazen am Vortag also umsonst auf uns genommen. So blieb uns also nichts anderes übrig als uns ein neues Ziel zu suchen, welches allerdings schnell gefunden war. Die Inselgruppe Cayos Cuchinos.


Cayos Cuchinos

Ein kleine Gruppe karibischer Inseln weiter westlich vor der Küste Honduras. So verabschiedeten wir uns von Callum und machten uns direkt auf den weg zum kleinen Dorf Nueva Armenia. Wie wir erfuhren werden die Inseln von den lokalen Fischern regelmäßig angefahren. Um kein Risiko ein zu gehen nahmen wir diesmal die öffentlichen Verkehrsmittel und schafften es so am frühen Vormittag dort an zu kommen. Nueva Armenia ist eine kleine Siedlung in der die Garifuna leben. Ein kleine Volksgruppe Zentral Amerika welche gleichnamige Sprache sprechen. Ein Mix aus Spanisch, Englisch und zu 70 % Französisch.
Im letzten Tuk Tuk lernten wir ein sehr hilfsbereites Mädchen kennen das uns nach der Ankunft bereitwillig mit einem Fischer bekannt machte der am nächsten Tag Lebensmittel nach Cayos Cuchinos brachte. Er willigte ohne zu zögern ein uns mit zu nehmen. Nach einer Nacht in einer sehr spartanischen Unterkunft mit Wellblechdach brachen wir am späten Vormittag endlich zu einer abgelegene Insel auf.
In einem Flusslauf außerhalb des Dorfes stiegen wir in ein kleines Holzboot und fuhren in Richtung Küste. Anscheinend herrschte gerade Ebbe denn bei dem Versuch auf das offene Meer zu fahren liefen wir auf eine Sandbank auf. Bevor wir uns versahen standen wir im Knie tiefen Wasser und mussten das Boot die nächsten 20 m schieben. Einige Dorfbewohner kamen uns zu Hilfe und so schafften wir es cm für cm die kleine Nußschale ins tiefere Wasser zu ziehen.
Glücklicherweise war die See relativ ruhig und wir wurden auf der Überfahrt nicht all zu nass. Nach etwa zwei Stunden kamen die Inseln in Sicht und wir wurden endlich für unsere Mühen belohnt. Vor uns im türkis blauen Wasser lagen zwei  kleine Bilderbuch-Inseln wie ich sie schon lang nicht mehr gesehen habe. Keine länger als 200 m, voll gepackt mit Bambushütten. Palmen und vereinzelte hölzerne Kanus die am Strand lagen. Nachdem wir unsere Rucksäcke aus dem kleinen Stauraum an der Spitze unseres Bootes geholt hatten, zeigte unser Fischer auf eine der Hütten und meinte das dies seiner Cousine, Lesbia, gehörte und wir dort ein Bett für die Nacht finden würden. Dieses befand sich im ersten Stock der Holzhütte unter einem mit getrockneten Palmblättern bedeckten Dach. Mehr Karibik-feeling geht kaum. Wir warfen die Rucksäcke auf die Betten, schlüpften in unsere Badesachen und sprangen ins kristallklare Wasser. Den restlichen Tag verbrachten wir entweder dort oder in den Hängematten die unter dem Vordach der Hütten aufgehängt waren.





Am Abend bereite Lesbia uns ein traditionelles Garifuna Gericht aus Bohnen, Reis, Gemüse und Bananen zu. Der Nachteil an so kleinen Inseln ist das sie oft nicht genügend Strom haben um beispielsweise einen Kühlschrank zu nutzen. Das wurde uns in der Nacht zum Verhängnis. Stundenlang pendelten wir zwischen unserem Zimmer und den Gemeinschaftstoiletten hin und her. Diese lagen auf dem anderen Seite der Insel. Völlig entleert verbrachten wir auch den folgenden Vormittag in der Horizontale und waren gezwungen zu warten bis unser Käpten die Rückreise antrat. Als wir schon dachten, dass wir gar nicht mehr weg kommen, landete eine kleine Gruppe Australier mit ihrem Boot auf der Insel. Es waren Rafting Guides vom Festland die an ihrem freien Tag einen Ausflug machten. Wir unterhielten uns kurz mit ihnen und als sie von unserer misslichen Lage erfuhren bestanden sie darauf uns mit zu nehmen. Das war uns natürlich mehr als recht. Wie sich auf der holprigen Bootsfahrt herausstellte fuhren sie an Land auch noch bis in die Stadt La Ceiba, was auch unser Ziel war. So kam es dass, sie uns und unsere nach wie vor flauen Mägen direkt bis vor die Haustür eines Hostels fahren. Glück im Unglück.


Utila

Die letzten Tage nun haben wir auf Utila verbracht. Einer weiteren Insel in Honduras von welcher aus man sehr gut tauchen gehen kann. Es ist super Revier mit tollen Korallen aber mit der Tiervielfalt von Indonesien kann es leider nicht mithalten. Ein Highlight war allerdings das zwischen zwei Tauchgängen Delphine neben unserem Boot auftauchten und wir etwa 15 min lang mit ihnen Schnorcheln konnten. Das war natürlich unglaublich. Pech war nur das meine Unterwasserkamera an diesem Tag Probleme mit der Speicherkarte hatte und ich daher kein Einziges Video von diesen wunderschönen Tieren habe.

Die Korallen waren beeindruckend.

Höhlen-Tauchgang. Nichts für schwache Nerven.