Donnerstag, 9. Oktober 2014

Endlich wieder Aufwind

Fast jeder Abend bietet einen spektakulären Sonnenuntergang.

Aktuelles

Wenige Tage nachdem dem letzte Rückschlag durch meine Kreditkarte, entschied ich mich einfach weiter zu reisen, damit buchstäblich Bewegung in die ganze Situation kommt. Mein Ziel war schnell gefunden. Im Norden der Yucatan Halbinsel, auf der Seite des Golfs von Mexiko, gibt es vor der Küste eine kleine Insel Namens Holbox. Jeder der bereits dort war hatte mir nur Gutes berichtet und ich dachte wenn ich schon gezwungen bin die Zeit tot zu schlagen dann kann ich das auch am Meer machen.
So trampte ich von Valladolid aus nach Chiquila, einem kleinen Dorf an der Küste von wo aus die Fähre nach Holbox ablegt. Es tat richtig gut nach fast drei Wochen am selben Ort endlich wieder auf der Ladefläche eines Pickups zu sitzen und den Wind im Gesicht zu spüren. Leider fing es auf der letzten Fahrt an zu regnen und als ich am späten Nachmittag endlich im Hostel "Tribu" auf der Insel ankam war ich nass bis auf die Haut. Wie der Zufall es wollte, waren für die kommende Nacht auch noch alle Betten vergeben und ich musste im hauseigenem "Kino" übernachten. Wobei das Kino aus einem Fernseher, DVD-Player und einigen Matratzen am Boden besteht. Zwei Tage später hörte der Regen dann auf und ich konnte endlich meine Sachen trocknen.
Bereits bei der Ankunft sagte mir Davide, der Besitzer des Hostels, dass sie Ende Oktober für Renovierungsarbeiten eine Woche schließen. Kurzerhand bot ich ihm meine Hilfe an und so war die folgende Woche auch schon verplant. 
So lange das Hostel noch geöffnet war genoss ich mit einigen Anderen, die auch aus Valladolid hier hergekommen waren, die Vorzüge der Insel. Zum entspannen ist Holbox bestens geeignet. Beispielsweise sind keine Autos erlaubt und es gibt nur Sandstraßen weshalb Schuhe hier gänzlich überflüssig sind. Tagsüber lag ich in der Hängematte oder am Strand und fast jede Nacht schwammen wir im vom Plankton leuchtenden Meer. Ein magisches Naturschauspiel das nie seinen Reiz verliert.
Man steht still im pechschwarzen, kühlen Wasser und so bald man sich bewegt folgt einem ein bläulich glühender Schatten unter Wasser. Hebt man seine Arme langsam an die Oberfläche sieht es aus als würde ein dichter Schleier aus Sternen von der Haut gewaschen. Da es in der Nähe des Strands nachts keine Lichtquellen gibt, kann man am Nachthimmel mit bloßen Auge die Milchstraße erkennen. Wo man auch hinsieht glitzert und funkelt es.
So gingen die ersten Tage schnell dahin und am 29.09 schloss das Hostel seine Tore und die Renovierungsarbeiten begonnen. Insgesamt waren wir ein Team aus 11 Personen aus fast allen Ecken der Welt. Australien, Argentinien, Kolumbien, Kanada, Mexiko, Italien, Schweden und Deutschland. Eine Woche lang reinigten, schliffen, strichen und reparierten wir einen Großteil des Hostels, dass mit seinen 70 Betten nicht gerade klein ist. Jeden Abend nach getaner Arbeit schauten wir uns den Sonnenuntergang an und aßen anschließend gemeinsam zu Abend. Es war/ist eine tolle Gemeinschaft und wir hatten/haben eine wirklich gute Zeit hier. Nachdem man eine Woche lang im Hostel im Prinzip tun und lassen konnte was man wollte, ist es nun ein komisches Gefühl es wieder mit anderen Leuten zu teilen. Man hat eine andere Beziehung dazu und ertappt sich beispielsweise dabei wie man andere Leute darauf hinweist, das sie doch bitte ihr Geschirr abspülen sollen.

Schwere Arbeit aber die Stimmung war immer gut.

o.l. Davide auf der Suche nach feinerem Sand für den Garten
o.r Der Eingang des Hostels.
u.l. Davides´ Hund Mango hatte stets ein mehr oder weniger wachsames
Auge auf die Bauarbeiten.
u.r. nach getaner Arbeit beim Sonnenuntergang auf der Dachterrasse
den Tag ausklingen lassen

Mittagspause am Strand mit Avocado Sandwiches

Das Team Tribu. Eine harte Woche fordert ihren Tribut.

Nach den nicht besonders erfolgreichen letzten Wochen hat es richtig gut getan mal wieder etwas sinnvolles zu tun. Im Moment gefällt es mir hier und da ich von der Stiftung mit den Affen nichts mehr gehört habe werde ich wohl bis Mitte November im Hostel arbeiten, bevor ich weiter nach Boston fliege.


Großes Finale

Ein Rasen um Geschichte zu schreiben.

Jeden der gedacht hat das die FIFA-Weltmeisterschaft dieses Jahr das große Fußballspektakel war, muss ich an dieser stelle leider enttäuschen. Denn nur die absoluten Fachmänner wussten das auch dieses Jahr wieder das Finale des jährlichen Holbox-Cups stattfand. Die kostenlosen Tickets waren bereits seit Wochen ausverkauft. 
Ok, es war vielleicht nicht ganz so groß wie die WM aber das Spiel war tatsächlich das Finale der Region und das Spiel war nicht weniger intensiv. Die Fans brüllten ununterbrochen, der Trainer von Holbox wurde des Platzes verwiesen, die Gegnerischen Spieler wollten den Schiri verhauen und die ganze Zeit liefen Hunde über das Spielfeld um ihr Geschäft zu verrichten. Das Spiel wurde für letzteres nicht unterbrochen. Am Ende gewann Holbox verdient mit 3:0 und bekam einen gigantischen Pokal. Es hat unglaublich Spaß gemacht dabei gewesen zu sein und diese Darbietung des mexikanischen Temperaments live miterleben zu dürfen.

Das Team und sein Fanclub


Anschließend gab es Live Musik und Für die Feierlichkeiten wurde noch eine
Bierlieferung extra gebracht. Ganz nach Holbox-Art,
natürlich mit dem Golfcart.

Flamingos, Moskitos und Krokodile

Nachdem wir Montag Mittag, während bereits die ersten Gäste ankamen, die Renovierungsarbeiten abgeschlossen hatten, lud uns Davide am Dienstag zu einer Kayaktour durch die Mangrovenwälder ein. Diese liegen im National Park der Insel und bieten einer Vielzahl von unterschiedlichen Tierarten eine Heimat. Zu Gesicht bekommt man aber hauptsächlich verschiedene Vogelarten. Unter anderem, viele Flamingos, Geier, Pelikane, Köngsfischer u.v.m.. Aber die unumstrittenen Herrscher dieses Territoriums sind ohne Frage die Moskitos. In den zum Teil sehr engen Wasserpfaden wird man regelrecht zerfleischt. Deshalb habe ich nur Aufnahmen von den weiteren Flusspartien, da ich meistens zu sehr mit der Abwehr der attackierenden Horden beschäftigt war. Richtig lustig wird es aber erst wenn man sich in einer Tunnelpassage mit dem Kayak in den Wurzeln der Bäume verkeilt. Ich bin fest überzeugt das ich in diesem Moment ein Lachen aus den Reihen der Moskitos hören konnte, bevor sie wieder einmal über uns herfielen. 
Interessant war, dass im Naturschutzgebiet eine Art Besichtigungsstation errichtet wurde, in welcher man auf Holzstegen durch die gefluteten Wälder spazieren kann. Die Besitzer haben allerdings nie die Lizenz erhalten um sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, daher steht das ganze nun leer und wartet nur darauf das die Natur es wieder einnimmt. Da wir quasi eine inoffizielle Tour waren gingen wir dort an Land und spazierten durch das normal für Touristen gesperrte Areal. Auf einem Aussichtsturm machten wir noch ein Nickerchen bevor wir uns auf den Rückweg machten. Auf dem Weg zurück zu unseren Kayaks entdeckten wir unter einer kleinen Holzbrücke sogar noch ein gut 3 m langes Krokodil, welches bei mir schon ein gewisses Kribbeln auslöste. Wenn man dieses Reptil in freier aus nächster Nähe sieht merkt man schnell das man hier sicher nicht das Sagen hat. Allerdings schien es an diesem Tag nicht in der Laune zu sein irgendetwas zu tun und rührte sich nicht vom Fleck. Das beruhigte mich.

Mit dem Boot ging es früh Morgens an den Rand des
National Parks.

Die Stimmung war wie immer super auch wenn wir zum Ende hin
gegen einen kleinen Sturm kämpfen mussten.