Samstag, 6. September 2014

Kuba


Ich spaziere an einem lauen Sommerabend durch die Gassen der Maroden Altbauten Havannas. Die Häuser sind von der untergehenden Sonne in warmes Licht getaucht, während amerikanischen Oldtimer lange Schatten auf die Straßen werfen. Am Gehsteig sitzt ein alter Mann in einem Gartenstuhl. Seine dunkle Haut ledrig durch die jahrelange Sonneneinstrahlung, er trägt einen klassischen, weißen Fedora Hut mit schwarzen Stoffband. Eine qualmende Zigarre zwischen den Zähnen lächelt er mich an, winkt mich zu sich und bietet mir einen Becher Rum an.

Ein bisschen übertrieben (syn) aber ähnlich naiv hatte ich mir im Vorfeld meinen Aufenthalt in Kuba ausgemalt. Leider war davon nur sehr wenig zu sehen. Nachdem wir am Flughafen in Havanna gelandet sind mussten wir uns erst einmal durch ewige Befragungen des Sicherheitspersonals kämpfen nur um anschließend von Horden von Taxifahrern belagert zu werden. Die nächste Bushaltestelle ist ein ganzes Stück außerhalb des Flughafens und so ist man auf die überteuerten Taxis angewiesen. Wir konnten uns die Kosten allerdings mit einem Argentinischen Pärchen teilen. In stillschweigender Übereinkunft sparten wir das Thema Fußball aus.
Wir blieben für drei Nächte in Havanna und hatten eine wirklich gute Zeit. Die heruntergekommenen Häuserfronten gepaart mit den klassischen Ami-Schlitten die regelrecht durch die Straßen fluten, sind ein Anblick für sich. Der Rum ist günstig und wenn man sich abseits der Touristenmeilen bewegt findet man auch sehr günstige Möglichkeiten zu essen.
Als wir die Stadt hinter uns lassen wollten wurde uns allerdings sehr schnell klar (gemacht) dass es schwer wird auf unsere übliche Art zu reisen. Was im Groben bedeutet, die günstigsten Transportmittel, die günstigsten Unterkünfte und wenn möglich alles auf eigene Faust entdecken.

Da die Touristenbusse für uns zu teuer waren versuchten wir Tickets für die Busse der Einheimischen zu bekommen. Als wir uns am Busbahnhof endlich zum Schalter durchgekämpft hatten wurde uns erklärt das es uns schlichtweg nicht erlaubt sei diese Überlandbusse zu benutzen. Da staunten wir schon einmal nicht schlecht.
 Als nächstes versuchten wir über eine Art Mitfahrzentrale weiter zu kommen.  Wer mir seinem Auto eine längere Fahrt unternimmt fährt vorher dort hin und gabelt Leute auf die in die gleiche Richtung möchten. Im Gegenzug bekommen sie ein Entgelt. Irgendwie schafften wir es jemanden zu finden der gewillt war uns mit zu nehmen, unter der Bedingung dass, wenn die Polizei uns anhält, wir Freunde  seiner Freunden sind und er uns einen Gefallen tut.
So klapperten wir in den nächsten Tagen die Orte Cienfuegos, Hanabanilla, Vinales und Las terrazas ab. Um ehrlich zu sein hat uns keiner so richtig vom Hocker gehauen, was leider oft an den Kubaner selbst lag. Teilweise wurden wir auf der Straße respektlos behandelt und oft merkte man wie die Freundlichkeit in den Unterkünften schnell an ihre Grenzen stößt, wenn man z. B. das Essen auf der Straße den überteuerten Mahlzeiten in den Casas vorzieht. Die sog. "Casas particulares" sind von privat Personen vermietete Zimmer in deren eigenen Häusern. Sie sind eine mehr oder weniger günstigere Variante zu den Hotels.

Der einzig erwähnenswerte Ort wäre Vinales gewesen der aber eher als trauriges Negativbeispiel für ein Opfer des Tourismus dient. Das Dorf liegt auf der Westseite Kubas, in einer malerischen Kulisse die geprägt ist von Tabakfarmen und den für die Region typischen Kegelkarstbergen
Das Dorf selbst macht auf den ersten Blick einen gemütlich verschlafenen Eindruck. Niedrige, in warme Farben gestrichene Häuschen, reihen sich entlang der wenigen Asphaltstraßen während im Hintergrund die Gebirgskette in den Himmel ragt. Leider ist es dadruch einer der Anlaufpunkte für den Massentourismus und dementsprechend aufdringlich sind die Einheimischen. So wird der gemütlich Abendspaziergang schnell zum Spießrutenlauf zwischen den Taxifahrern und Tourverkäufern. Wir entschieden uns trotzdem für eine Pferdetour zu den Tabakfarmen um noch mehr von der Umgebung zu sehen. Kurz nachdem wir aufgebrochen waren wurde schnell klar dass, das Hauptanliegen unseres Führers war, das er am Ende auch ein Trinkgeld bekommt und nicht uns mehr über die Region zu erzählen. Am Ende gaben wir ihm ca. 5 Dollar zusätzlich. Für was er die verwendete war uns klar als wir ihn am frühen Nachmittag im Dorfzentrum wieder sahen. Er war bereits so betrunken das er sich mit uns überwiegend in Zeichensprache verständigte.

So oder so ähnlich ging es uns die meiste Zeit während unseres Aufenthalt und am Ende sind wir vier Tage eher nach Havanna zurück gefahren um zumindest noch von den günstigen Havana Club Gebrauch zu machen.
Kuba war sicherlich nicht das schönste Land das ich bis jetzt besucht habe aber ich bin trotzdem froh dort gewesen zu sein. Vielleicht waren wir auch einfach nur verwöhnt von der überschwänglichen Freundlichkeit der vorangegangenen Länder Honduras, Belize und Mexiko.


Anti-USA-Propaganda sieht man häufig entlang der Staßen.

Die Autos in Havanna sind eine Attraktion für sich.


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